Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.

Published on www.acadun.com

The Netherlands

15th June 2013

 

 

Was tut der Mensch?

 

Der Mensch denkt, er tut viele Handlungen, und der gemeinsame Nenner aller Handlungen ist Bewegung. Zum Beispiel bewegen sich beim Schreiben die Finger, beim Sprechen bewegen sich die Lippen, beim Schnuppern bewegen sich die Nasenflügel, beim Schmecken bewegt sich die Zunge und beim Arbeiten bewegt sich der Körper.

 

Der Körper bewegt sich ununterbrochen den ganzen Tag, nicht nur tagsüber, sondern auch während des Schlafes. Ebenso, wenn der Mensch entweder sitzt, steht oder liegt, bewegt sich der Körper andauernd weiter; wenn nicht, wäre er tot. Die andauerndernden Bewegungen, die den Tag über geschehen, werden nicht als Handlungen bezeichnet, mit Ausnahme von ein paar Bewegungen. Das heißt, dass Sitzen, Stehen oder Liegen Teil einer kontinuierlichen Bewegung des ganzen Körpers sind. Das heißt, dass sich der ganze Körper von der Geburt bis zum Tod bewegt.

 

In Wahrheit ist Bewegung der gemeinsame Faktor im Leben und in der Natur. Da ist Bewegung, wenn der Wind bläst, wenn Wasser fließt und wenn Feuer entzündet wird, was der Mensch nicht sehen kann. Doch der Mensch kann nicht sehen, wie sich die Erde bewegt, wenn sie sich um ihre eigene Achse dreht, oder die Bewegung des Wachsens und die Bewegung von Gedanken im Verstand. Das heißt nicht, dass sie sich nicht bewegen. Entsprechend bewegt sich der Körper immer noch, wenn der Mensch scheinbar aufgehört hat, sich zu bewegen. Der Verstand kann nicht den ganzen Körper sich bewegen sehen, doch das heißt nicht, dass der Körper aufgehört hat, sich zu bewegen – er bewegt sich, da er ja lebendig ist. Darüberhinaus bewegen sich, wenn sich ein Teil des Körpers bewegt, auch andere Teile. Der Verstand kann nicht sehen, wie sich die anderen Teile bewegen, doch das heißt nicht, dass die anderen Teile sich nicht bewegen – das tun sie, da sie ja lebendig sind.

 

Die Sonne geht weder auf noch unter, doch für den menschlichen Verstand erscheint es als Auf- und Untergang. Entsprechend bewegt sich der ganze Körper ununterbrochen und für den menschlichen Verstand erscheint diese Bewegung als Handlungen. Der Mensch bewegt sich in jedem Moment spontan, unkontrollierbar und nicht vorhersagbar. Der Mensch kann die Bewegung im Leben oder der Natur nicht hervorbringen, was seinen Körper mit einschließt. Wenn er es könnte, wäre sein tägliches Leben maßgeschneidert, denn er könnte einfach tun, was er tun wollte, und Wünschen und Planen wären überflüssig.

 

Der Mensch kennt nur den Punkt, an dem die Reise zur Arbeit jeden Tag beginnt, und den Punkt, wenn sie endet, jedoch nicht jeden Punkt der Reise zur Arbeit. Das ist so, weil die Position des Körpers an jedem Punkt der Reise jeden Tag unterschiedlich ist. Das heißt, dass die Position, die vom Körper jeden Tag eingenommen wird, niemals wieder eingenommen werden wird. Eine Metapher dafür ist, dass der Mensch niemals zweimal in denselben Fluss steigen kann, weil der Fluss „geflogen“ ist wie ein Vogel, in dem Moment, wenn er seinen Fuß hineinsetzt. Der Mensch hat nicht verstanden, noch nicht, dass sein ganzer Körper in jedem Moment des Tages in Bewegung ist, ob es ihm gefällt oder nicht, und zwar spontan, unkontrollierbar und nicht vorhersagbar, ohne Unterbrechung.

 

Also erkennt der Mensch, wenn er jeden Tag zur Arbeit geht, nicht, dass sich sein Körper, bevor er zur Arbeit ging, auch bewegt hat. Er bewegt sich unablässig, auch nachdem er bei der Arbeit angekommen ist, auf eine Weise, dass die Bewegung jeder Handlung mit der nächsten verschmolzen ist, ohne eine Lücke dazwischen. Man könnte es der Fähigkeit des Menschen zusprechen, diese Handlungen zu vollbringen, wenn er in der Lage wäre, die Bewegung, die dem Körper geschieht, anzuhalten, doch das kann er nicht, weil sich der Körper selbst dann bewegt, wenn er glaubt, ihn angehalten zu haben. Die Vielfalt der menschlichen Berufe existiert, weil die Bewegung eines jeden Menschen spezifisch für ihn ist, jedoch verschieden vom Anderen. Sie mögen ähnlich sein, doch niemals identisch.

 

Was also tut der Mensch? Der Mensch tut überhaupt nichts und doch geschieht alles. Das Leben hat die Bewegung eines jeden Körpers höher entwickelt, die dem menschlichen Verstand auf mysteriöse Weise als Handlungen erscheint.


Author: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2013

 

 

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