Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands
28 März 2016

Woher kommen Gedanken?

„Mysterium des Lebens“

Gedanken kommen und Gedanken gehen, doch der Mensch ist sich nicht sicher, woher Gedanken kommen und wohin sie gehen. Gedanken sind durchgängig im Wachzustand präsent und die Momente, in denen der Mensch frei von Gedanken ist, sind selten. Der Mensch ist sich nicht sicher, was sein nächster Gedanke sein wird, oder, was sein letzter Gedanke sein wird, bevor der Schlaf eintritt. Ebenso ist er sich nicht sicher, was sein erster Gedanke sein wird, wenn er aus dem Schlaf erwacht, und was die Gedanken sein werden, die auf den ersten folgen. Der Mensch ist darüber nicht überrascht, sondern akzeptiert Gedanken als eine faktische Gegebenheit.

Es ist offensichtlich, dass der Mensch Gedanken nicht dazu veranlasst zu kommen, Könnte er nämlich Gedanken veranlassen, würde er nur die Gedanken kommen lassen, die er für richtig hält, und nicht die, die er nicht für richtig hält. Das impliziert, dass Gedanken dem Menschen geschehen, er jedoch einfach nur glaubt, dass er derjenige ist, der denkt. Der Gedanke eines jeden Menschen ist nicht der Gedanke eines anderen Menschen, was impliziert, dass dieselben Gedanken nicht zwei Menschen gleichzeitig geschehen. Das bedeutet, dass Gedanken mit Sicherheit nicht von außen kommen, denn kämen Gedanken von außen, würden dieselben Gedanken zwei Menschen geschehen, doch das geschieht nicht. Das heißt, dass Gedanken aus dem Inneren eines jeden Menschen kommen.

Ein Wort ist offensichtlich ein Ton, den man hören kann. Das heißt, ein Gedanke ist Ton, den man nicht hören kann, also subtiler Ton. Glücklicherweise kann man Gedanken nicht hören. Könnte man unausgesprochene Gedanken nämlich hören, würde der Mensch durch den andauernden Ton in seinem Verstand verrückt. Das ist offensichtlich, denn der Mensch wünscht sich Ruhe. Das Leben ist wirklich mitfühlend, indem es Gedanken nicht hörbar macht.

Es gilt die Frage zu beantworten, wie Gedanken zustande kommen. Da ein Wort und ein Gedanke Ton sind, ist es unerlässlich zu verstehen, wie Ton zustande kommt. Wo auch immer es eine Bewegung gibt, da ist Ton. Der Ton überlagert die Bewegung und sie können nicht voneinander getrennt werden. Der Ton mag hörbar oder nicht hörbar sein und dementsprechend kann die Bewegung sichtbar oder unsichtbar sein.

Immer wenn sich der Mensch bewegt, gibt es Ton. Der Ton mag offensichtlich oder nicht offensichtlich sein, doch das bedeutet nicht, dass Ton nicht da ist. Ton ist nichtsdestoweniger präsent, man kann ihn jedoch einfach nicht hören.

Dementsprechend wird Wachstum, was eine Bewegung ist, von Ton begleitet, die man nicht hört, und das impliziert, dass sich der Mensch, selbst wenn er sich ruhig verhält, dennoch bewegt, weil er wächst. Diese Bewegung des Körpers aufgrund von Wachstum wird von Ton begleitet, die sich auf mysteriöse Weise in Gedanken transformiert und in der Erinnerung gespeichert wird.

Also kommen Gedanken als Folge der Bewegung des Körpers. Dementsprechend kann der Verstand nicht sagen, welche Gedanken kommen werden oder wann sie kommen oder gehen. Das liegt daran, dass man nicht mir irgendeiner Sicherheit sagen kann, wann oder wie der erste Mensch auf der Erde zustande kam oder wie er sich zu bewegen begann. Gedanken sind ein Mysterium des Lebens.

Autor: Dr. Vijai S. Shankar

© Copyright V.S. Shankar 2016

Anmerkung des Herausgebers:
Du und ich sind mit Gedanken sehr vertraut. Sie machen einen essenziellen Bestandteil unseres Lebens im Wachszustand aus. „Einen Penny für deine Gedanken“ hat demnach Tradition als Angebot, das all jenen Erleichterung bringen soll, die uns verschlossen oder gar belastet zu sein scheinen infolge ihrer Gedanken. Dieser Artikel präsentiert Gedanken in einem völlig neuen Licht. Das hier offenbarte Verständnis, dass Gedanken aus dem zur Natur gehörigen Phänomen des Wachstums stammen, befreit unsere Gedanken ebenfalls von ihrer außerordentlichen Autorität, wenngleich illusionär, das Leben der Menschen zu färben.
Julian Capper, Großbritannien.

Anmerkung des deutschen Übersetzers:
Gedanken sind eine Notwendigkeit, ist ein zentraler Gedanke im konditionierten Verstand des Menschen. Doch wie kommt es, dass der erste Mensch auf Erden sich einfach ohne einen Gedanken bewegte? Und selbst jetzt bewegen wir uns die meiste Zeit ohne einen Gedanken daran, wie wir uns in der Gegenwart bewegen. Gedanken bringen die Vergangenheit und die Zukunft ins Spiel, selten jedoch die Gegenwart. Und die Gegenwart im Verstand ist nicht dasselbe wie das Jetzt im Leben. Wie könnte ein Gedanke dann jemals der Grund für eine Bewegung in der Gegenwart sein? Dr. Shankars Artikel „Woher kommen Gedanken?“ offenbart, dass es die Bewegung des Lebens ist, die Gedanken mit sich bringt und die Gedanken nicht das Leben bewegen. Was für eine großartige Einsicht in die tatsächliche Wirkungsweise des Lebens, als detaillierte Illusion.

Marcus Stegmaier, Deutschland.

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