Dr. Vijai S Shankar MD.PhD.
Published on www.academy-advaita.com
The Netherlands

27 October 2018

Zu lernen (1)

„Lernt“

 

Alle gebildeten Männer und Frauen wünschen, wollen und ersehnen sich, im Leben zu lernen. Das Lernen wird im Moment getan und der Inhalt des Gelernten  ist im Moment erst bekannt, nachdem das Lernen tatsächlich erfolgt ist. 

Was auch immer der gebildete oder ungebildete Mann oder die Frau im Leben lernt, wird akzeptiert, beklatscht und geschätzt nicht nur von ihnen selbst, sondern auch von der Gesellschaft. Das Gleiche wird jedes Mal erwartet, wann auch immer er oder sie wünscht, will und sich danach sehnt zu lernen.

Die Akzeptanz, der Applaus, die Wertschätzung und die Erwartung geschehen auch im Moment und sind im Moment nicht nur für ihn oder sie, sondern auch denjenigen bekannt, die wissen, was gelernt wird. 

Weisheit offenbart, dass sich jeder Moment im Leben selbst erneuert und zwischen einem Moment im Verstand und im Leben auch ein Moment ist. Dies bedeutet, dass ein Moment im Leben und im Verstand ewig ist.

Gehirnscans zeigen, dass Entscheidungen sieben Sekunden vor der Entscheidung des Menschen geschehen. Die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften enthüllen, dass menschliche Entscheidungen Sekunden, bevor der Mensch auf sie aufmerksam wird, getroffen werden.

In der Studie konnten die Teilnehmer frei entscheiden, ob sie einen Knopf mit der rechten oder linken Hand drücken wollten. Die einzige Bedingung war, dass sie sich erinnern mussten, wann sie die Entscheidung getroffen hatten, entweder ihre rechte Hand oder ihre linke Hand zu benutzen.

Mithilfe von FMRT scannten die Forscher die Gehirne der Teilnehmer, um herauszufinden, ob sie vorhersagen konnten, welche Hand die Teilnehmer verwenden würden, bevor die Teilnehmer sich der Entscheidung bewusst waren.

Die Ergebnisse, durch die Überwachung der Mikro-Aktivitätsmuster im präfrontalen Cortex, waren, dass die Forscher sieben Sekunden, bevor der Teilnehmer von der Entscheidung wusste, vorhersagen konnten, welche Hand der Teilnehmer wählen würde.

Weisheit offenbart, dass dies ein Beweis dafür ist, dass der Mensch weder entscheidet noch vorhersagt noch vorherbestimmt. Weisheit offenbart, dass sogar die Bewegung der Hand, um den Knopf zu drücken, geschieht und nicht das Gehirn die Bewegung in dem Moment zu geschehen veranlasst.

Weisheit offenbart weiterhin, dass Lernen geschieht, damit das Verständnis geschieht, dass nur Bewegung von Gedanken, die gelernt wurden, in jedem Moment bewegen und sich jeder Moment nur bewegt. Und auch für ein weises Verständnis, dass Bewegung von Gedanken in jedem Moment Instinkt sind und der Instinkt nicht vom Menschen oder seinem Gehirn gelernt werden kann. 

Lernen geschieht, damit das Verständnis geschieht, dass Lernen in einem Moment keine Realität ist. Lernen geschieht, damit das Verständnis geschieht, dass Lernen  in jedem Moment illusionär und nicht real ist. Lernen geschieht, damit das Verständnis geschieht, dass Lernen nicht vorhanden ist, sondern nur Bewegung von Gedanken vorhanden ist.

Lernen geschieht, damit das Verständnis geschieht, dass man, wenn die Bewegung von Gedanken als Lernen betrachtet wird, glaubt, dass Mann und Frau das lernen  könnten, was von ihm oder ihr erwartet wird zu lernen. 

Weisheit offenbart, dass das Lernen nicht im Moment geschieht, weil sich das Leben im Moment nur bewegt. Weisheit zeigt auch, dass die Intelligenz im Leben die Bewegung manifestiert und Mann und Frau die Bewegung im Moment nicht bewirken, und zwar, weil sie den Moment im Leben nicht machen.

Die Erleuchteten akzeptieren, was Mann und Frau lernen, und erwarten nicht von ihnen, zu lernen, weil sie verstehen, dass Lernen nicht da ist, sondern in jedem Augenblick im Leben nur Gedankenbewegung da ist. Die Erleuchteten verkünden, dass Mann und Frau lernen, was ihnen bestimmt ist, zu lernen, wenngleich illusionär. 

Sri Ramana Maharshi hat verkündet, dass das, was bestimmt ist zu geschehen, wenngleich illusionär, geschehen wird. Sri Adi Shankaracharya hat im Nirvanashadakam verkündet, dass der Mensch nicht der Handelnde ist. Die Kena-Upanishad Vers 1.3 verkündet, dass Wort und Verstand keinen Zugang haben zum Absoluten Einen. Die Bhagavadgita Kapitel 3 Vers 27 erklärt, dass der Mensch nicht der Handelnde ist.

Die Erleuchteten verstehen, dass die Bewegung von Gedanken in jedem Moment Instinkt ist und von der Intelligenz im Leben manifestiert wird und weder vom Menschen noch von seinem Gehirn gemacht wird. Die Erleuchteten haben verkündet, dass das Leben eine einzelne Bewegung ist. 

Autor: Dr. Vijai S. Shankar
© Copyright V. S. Shankar 2018

Anmerkung de Herausgebers: 

Während unserer Lebensreise, die manchmal phantasievoll als von der Wiege bis zur Bahre beschrieben wird, werden wir unzählige Erfahrungen sammeln und unzählige qualifizierte und ungelernte Aufgaben erfüllen. Einige werden intellektuell und andere physisch sein. Unsere Reise ist eine Geschichte, die sowohl einen Anfang als auch ein Ende hat. Es gibt Freude und Trauer in dieser Geschichte über das scheinbare Kommen und Gehen des Lebens. Wir sind bereit, sowohl zu lernen als auch zu lehren, was als nützlich angesehen werden kann. Es kann vorkommen, dass wir auf unserem Weg einem Weisen begegnen, dessen tiefes Verständnis sozusagen ein offenes Buch für uns alle ist, gebildet oder ungebildet. Es ist keine Qualifikation erforderlich. Die Weisen haben keine Lehre. Sie haben kein Wissen, das sie weitergeben können, keine Lehre. Sie leben das Leben, das wir leben, in dem tiefen Verständnis, dass der Mensch kein Handelnder ist. Er oder sie ist es nie gewesen und wird es auch nie sein. Vertraue dem Leben, das ist.
Julian Capper, Großbritannien

Anmerkung des deutschen Übersetzers: 
Woher lernt der Mensch seine Muttersprache? Gehören ihm die Wörter, die er denkt oder spricht? Oder kommen sie von den Eltern, Lehrern usw.? Die Wörter, die dem Menschen geschehen, gehören niemandem, auch nicht ihm selbst. Sie klingen für den konditionierten Verstand aber präzise so, als gehörten sie ihm und als hätte er sie von anderen gelernt. Doch der erste denkende und sprechende Mensch hatte keinen, von dem er die Worte hätte übernehmen können. Sie geschahen ihm spontan. Wenn dem Menschen im zeitlosen Jetzt und gedankenfreien Hier die Klarheit geschieht, dass ihm alle Worte und Gedanken geschehen, ohne dass er sie denkt, und die Worte und Gedanken nicht das Leben steuern, sondern als illusionäre Sprache begleiten, besteht kein Zweifel mehr an der Erklärung der Weisen, warum der Mensch nichts lernt, sondern ihm Lernen, wenngleich illusionär, geschieht, wie in diesem Artikel von Dr. Shankar. 
Marcus Stegmaier, Deutschland.

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