Marcus Stegmaier und Yvonne

 

10th December 2011

 

 

Adventszeit

 

„Zeitbombe des Jahres“

 

In allen christlichen Ländern der Welt ist es der Wunsch der Männer und Frauen eine glückliche Weihnacht zu haben. Die Eltern schenken ihren Kindern Adventskalender aller Art, um für sich selbst und ihre Kinder, die glückliche, seelige Weihnacht vorzubereiten. Heilig Abend wird als das Fest der Liebe erwartet. Meist scheint es jedoch das Fest der Erwartungen zu sein! Das hat nichts mit Liebe zu tun, auch wenn es der Mensch normalweise für Liebe hält.

 

Erwartungen sind die Lunte der Bombe namens Verstand. Sie explodiert, wenn sich die Erwartungen nicht erfüllen. Aus diesem Grund wird die Advendszeit zur Zeitbombe des Jahres in so manchem Haushalt, in unzähligen Familien und selbst für die Einsamen, die, so allein sie zu sein scheinen, den Gespenstern ihres Verstandes nicht entkommen können.

 

Das ganze Jahr über gehen die Eltern ihren Kindern aus dem Weg und umgekehrt, um dem Trümmerhaufen der Erwartungen ihrer Verstände zu entkommen. Erwartungen, was der Andere tun sollte oder nicht tun sollte, was der Andere zu sagen hat oder nicht zu sagen hat und was der Andere denken müsste oder nicht denken darf. Heilig Abend ist die Zeit, in der sich Familien-Egos auf engstem Raum begegnen, ohne die geringste Chance zu entkommen oder davonzulaufen.

 

Das ist eine wertvolle Chance zu verstehen, ob Erwartungen real oder illusionär sind und ob sie wirklich zu Glück führen oder nicht. Da der Mensch nicht der Handelnde, Denkende und Sprechende ist, weil das Leben ein einzelnes, zeitloses Fließen ist, das nicht vom Verstand gesteuert werden kann, müssen alle Erwartungen illusionär sein. Heilig Abend ist eine Gelegenheit zu erkennen, dass sich Erwartungen im Leben erfüllen oder eben nicht.

 

Nun lasst uns einen Blick unter den Weihnachtsbaum werfen, um zu sehen, wie der Verstand explodiert. Drei grundlegende Gefühle machen die Explosion aus: Angst, Wut und Traurigkeit. Angst davor, dass man nicht in der Lage sein könnte, die Erwartungen der Anderen zu erfüllen, und sie daraufhin wütend werden könnten. Wut, um sich selbst zu verteidigen, wenn der Andere wütend geworden ist. Und Traurigkeit nach dem Kampf, weil man entweder als der so genannte Sieger bedauert, was passiert ist, oder als scheinbarer Verlierer die Niederlage betrauert.

 

Solange sich der Verstand für den Handelnden hält, kann die Bombe „Verstand“ nicht entschärft werden. Es gibt keine Möglichkeit, den unerwünschten Gefühlen zu entkommen. Sind sie nämlich bestimmt zu geschehen, werden sie geschehen, und keine Macht auf Erden oder im Himmel kann es verhindern. Daher kann, anstatt eines Fluchtversuchs, das ganze Drama nur verstanden werden, wenn es geschieht. Dies führt dazu, dass man zum reinen Beobachter wird, und Schritt für Schritt lockern der Verstand und seine Gefühle ihren Griff. Vertrauen ins Leben und Geduld sind nötig, sicherlich nicht als eine Handlung, sondern als Teil des evolutionären Prozesses des Lebens.

 

Die Reise von Erwartungen beginnt in der Adventszeit. Weihnachtskarten müssen an all unsere Lieben versandt werden und auch an die, welche man das ganze Jahr über vergessen hatte und an die man sich nur in dieser Zeit des Jahres erinnert, die für die Jahreszeit der Liebe gehalten wird. Diese Liebe muss man zum Ausdruck bringen, so der Glaube des konditionierten Verstandes. Um eine schlechtes Gewissen zu vermeiden, muss jeder eine Postkarte erhalten, damit Liebe demonstriert wird. Und andererseits werden die erhaltenen Postkarten als Symbole dafür, dass man geliebt wird, in Ehren gehalten.

 

Stress und mentaler Druck sind jedoch das zugrunde liegende Gefühl des Schreibers. Was, wenn die erwartete Weihnachtskarte zu schicken vergessen wird? „Wieso hast vergessen, mir eine Weihnachtskarte zu schicken? Bin ich dir nicht wichtig? Liebst du mich etwa nicht mehr?“ Selbst wenn Vorwürfe ausbleiben, kommt die Furcht davor alle Jahre wieder. An jemanden zu denken und ihn oder sie nicht zu vergessen, wird zu einem Beweis für Liebe.

 

Das Ego hat niemals untersucht, wie real dieser Beweis sein kann. Eine tief greifende Untersuchung der Natur des Verstandes offenbart, dass der Mensch nicht der Denkende ist. Gedanken geschehen einfach oder auch nicht. Sonst würde man ja nichts vergessen können. Wie könnte Vergessen geschehen, wenn der Mensch der Denkende wäre? Es ist nicht das Ego, das Gedanken veranlasst und daher hat der Mensch nicht die Fähigkeit zu vergessen oder sich zu erinnern. Vergessen oder Erinnern sind einfach genau so illusionär wie jede Erwartung, die der Verstand als real in Ehren hält. Der Stress des Weihnachtskartenschreibens ist eine Gelegenheit zu verstehen, dass Gedanken illusionär sind und nicht vom Ego erzeugt werden.

 

Seit früher Kindheit indoktrinieren Fernsehen, Kino und Zeitschriften den menschlichen Verstand, wie der perfekte Heilig Abend auszusehen hat, und man glaubt, dass ein bestimmtes Verhalten alle glücklich mache. Alles sollte den verschiedenen Wünschen und Vorstellungen vieler Verstände gemäß vonstatten gehen und zwar gleichzeitig. Wie könnte das jemals möglich sein? Wie kann ein einzelnes Leben so viele verschiedende Erwartungen so vieler verschiedener Verstände erfüllen? Denk nach!

 

Das Ego versteht allerdings nicht, dass Verhalten keine einem Individuum innewohnende Eigenschaft ist. Das Ego glaubt, dass der Mensch der Handelnde, Sprechende und Denkende ist. In Wirklichkeit ist Verhalten ein Gedanke im Verstand des Beobachtenden. Im Leben gibt es nichts als eine einzelne Bewegung von Licht, die auch als Ton in Erscheinung tritt. Ton ist Licht mit einer langsameren Geschwindigkeit.

 

Ton erscheint dem Verstand als Worte, die der einzelnen Bewegung von Licht, das die Augen aufnehmen, Bezeichnungen von Handlungen überstülpen. Verhalten ist eine Interpretation der illusionären Handlung, die einfach nur vom Verstand gedacht wird. Alledings glaubt man, dass sie wahrhaftig von den Augen gesehen wird, wobei die Funktion des Auges jedoch lediglich darin besteht, Lichtstrahlen zu empfangen, und nicht, irgendein Ding zu sehen.

 

Interpretationen und Schlussfolgerungen über das zukünftige Verhalten des Anderen basieren auf dem, was bereits geschehen ist, der Vergangenheit. Verhalten ist niemals im „Jetzt“, wo sich der Körper befindet, weil sich der Verstand immer in der Vergangenheit oder in der Zukuft befindet, niemals jedoch im zeitlosen und gedankenfreien „Jetzt“. Daher ist niemand in der Lage, irgendeine Erwartung an ein Verhalten zu erfüllen.

 

Das Leben geschieht spontan, unvorhersagbar und nicht kontrollierbar im zeitlosen und gedankenfreien „Jetzt“ und die Erwartungen des Verstandes sind in diesem einzelnen Fließen in Form von Ton inbegriffen, der Licht mit einer langsameren Geschwindigkeit ist. Deshalb können Erwartungen nicht verhindert werden. Wenn sie bestimmt sind zu geschehen, werden sie geschehen. Wenn es also geschieht, ist daher weise, einfach die Erwartungen des Verstandes an Verhalten zu beobachten. Denke das Leben nicht als eine Ansammlung von Ereignissen und Handlungen, die von Individuen vollbracht werden, sondern beobachte das Leben, wie es als Spiel aus Licht und Ton geschieht!

 

Besonders von Kindern erwartet man ein besonders gutes und liebevolles Verhalten an Heilig Abend, diesem außergewöhnlichen Abend des Jahres, wenn sich die ganze Familie versammelt hat, um besinnlich zu feiern und die Harmonie zu genießen. Der natürliche Drang der Kinder zu spielen und herumzurennen wird als schlechte Angewohnheit bezeichnet, die den Frieden und die Stille stört.

 

Von den Eltern wird aufgrund ihres erzieherischen Talents erwartet, dass sie in der Lage sind, die Kinder davon abzuhalten laut und nervend zu sein. Wenn Lärm, Störung und Aufruhr aber dennoch passieren, erscheinen unter dem Weihnachtsbaum im Namen des Christkinds in Hülle und Fülle Diskussionen über die richtigen Erziehungsmethoden. Welche Ironie!

 

Und es erscheint logisch für den Verstand: Großeltern scheinen am besten zu wissen, wie man Kinder erzieht, schließlich haben sie es bereits mit ihren Kindern getan, die nun die Eltern sind. Und ihre perfekt erzogenen Kinder, die nun die Eltern ihrer Enkel sind, beginnen zu kämpfen und sich gegenseitig vorzuwerfen, ob nun Mutter oder Vater für das Fehlverhalten der Kinder verantwortlich ist.

 

Der Verstand stellt sich jedoch nie die wirklich logische Frage: Wieso sind die Eltern keine perfekten Eltern? Sie sollten eigentlich perfekt sein, schließlich wurden sie von perfekten Großeltern erzogen! Wenn deren Art der Kindererziehung perfekt gewesen wäre, sollten doch die Eltern der Enkel und die Enkel selbst absolut perfekt sein! Logik, wenn sie tief genug hinterfragt wird, fördert die Widersprüchlichkeit des Egos zutage! Die Logik des Egos verbleibt oberflächlich in Form vom Wissen. Tiefe Erforschung offenbart Verständnis.

 

Verstehe: Es ist das Leben, das sich auf mysteriöse Weise als Großeltern, Eltern und Kinder höher entwickelt. Daher ist nichts von Erziehung abhängig, weil das Leben spontan ohne die Beteiligung des Egos geschieht. Dieses Verständnis, nicht irgendein imaginäres Verhalten, ist wahre Liebe und Respekt. Dann wird Heilig Abend, wie auch jede andere Zeit des Jahres heilig, friedlich und erfreulich, komme, was wolle.

 

Nach dem Weihnachtsessen stellt sich oft Bedauern ein, weil man glaubt, eigentlich sollte vollkommene Harmonie herrschen. Ist dies nicht der Fall, denkt der Verstand: „Was mache ich falsch? Sollte ich mich stärker bemühen? Oder sind die Anderen schuld? Irgendeiner muss doch schließlich schuld sein, oder?“ Jeder Schuldgedanke ist eine, oft vom Ego verpasste, Gelegenheit, die das Leben einem gibt, zu verstehen, dass der Mensch nicht der Handelnde, Sprechende und Denkende ist. Gott allein tritt als Mensch in Erscheinung, der etwas tut, sagt oder denkt, wenngleich illusionär.

 

Man sollte untersuchen, ob Disharmonie überhaupt aufkommen könnte, wenn der Mensch in der Lage wäre, das Leben nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen zu führen. Wäre der Mensch der Handelnde, gäbe es nichts als Harmonie, weil er in der Lage wäre, alle Erwartungen, die er erfüllen möchte, auch zu erfüllen. Die Familie könnte dann ein für alle Mal die Regeln niederschreiben, die zu einer perfekten Hamonie führt, und jeder würde sich einfach daran halten und danach handeln. Doch das ist nicht, was geschieht. Die scheinbare Abwesenheit von Harmonie ist der Beweis, dass der Mensch nicht der Handende ist - dieses Verständnis offenbart, dass das Leben die ganze Zeit harmonisch ist, während dies nur dem Verstand nicht vergönnt ist.

 

Natürlich machen Erwartungen auch dann nicht Halt, wenn die Religion ins Spiel kommt. Die meisten Christen haben die Religion das ganze Jahr vergessen und nun müssen sie demonstrieren, dass sie gute Christen sind. Daher geht an Heiligabend jeder in die Kirche. Die Kirche ist brechend voll. Ein schlechtes Gewissen darüber, dass man es das Jahr über an so manchem Sonntag versäumt hat, in die Kirche zu gehen, drängt die ganze Familie zur Weihnachtsmesse. Wer sich der Gemeinde nicht anschließen möchte, wird verstoßen. Religion ist zu einer Frage des rechten religiösen Verhaltens geworden. Wie könnte Gott an den Menschen die Erwartung haben, in die Kirche zu gehen, wenn Er voller Mitgefühl ist?

 

Das Ego ist sich nicht bewusst, dass alle Religionen auf Glaubenssätzen des Verstandes basien, die im Leben überhaupt nicht vorhanden sind. Alle religiösen Überzeugungen nehmen an, dass der Mensch der Handelnde, Sprechende und Denkende ist. Doch sollte dann Gott sein, wenn überall der Mensch ist. Der Mensch ist nicht, nur Gott ist. Das Leben ist Gott und daher muss alles, was geschieht, vollkommen heilig sein.

 

Das Verständnis, dass selbst Religion nicht frei ist von Erwartungen, was man tun oder nicht tun sollte, wird zu einer offenen Tür zu wahrer Religösität: Das Verständnis, dass das Leben Gott ist und Gott oder das Leben die Erwartungen des Verstandes nicht erfüllt. Ein Mann oder eine Frau mit diesem Verständnis ist ein wahrhaft religiöser Mensch und ist zu Christus geworden, anstatt ein Christ zu sein.

 

Zu guter Letzt führt der Austausch von Weihnachtsgeschenken zu jeder Menge Ärger jedes Jahr, sowohl für Kinder als auch für die Erwachsenen. Man ist davon überzeugt, dass Geschenke den Schenkenden und den Beschenkten glücklich machen. Geschenke sind zur Währung des Glücks geworden. Geschenke sind zu Symbolen der Liebe geworden, manchmal fungieren sie sogar als Liebesersatz: „Je mehr ich meinem Kind schenke, des mehr liebe ich es.“ Doch was geschieht, wenn die Wunschliste nicht sorgfältigst abhakt wurde? Erwartungen rund um den Weihnachtsbaum führen zu Enttäuschung und Frust!

 

Verstehe, dass Gott der Schenkende, das Geschenk und der Beschenkte ist. Alles ist eins und keineswegs von einander getrennt. Jeder, so illusionär es auch sein mag, bekommt, was ihm bestimmt ist zu bekommen, und keine Macht der Welt kann es verhindern, wenn es bestimmt ist zu geschehen. Warte also geduldig, bis Gott als das Leben dir schenkt, was auch immer dir bestimmt ist zu bekommen. Alles wird auf präzise Weise gegeben, um schließlich auf präzise Weise wieder genommen zu werden. Alles, was es braucht, ist absolutes Vertrauen in Gott, der als das mysteriöse Fließen des Lebens in Erscheinung tritt.

 

Man kann jedoch nicht leugnen, dass es auch Familien gibt, in denen während der Adventszeit eine gewisse Harmonie aufkommt. Es wäre jedoch weise zu untersuchen, wie real eine Harmonie, die kommt und geht, tatsächlich ist. Wäre sie real, dann wäre sie dauerhaft und sollte nicht kommen während der Weihnachtszeit und später, im täglichen Leben, wieder verschwinden.

 

Sei ehrlich: Selbst für die gesegneten Familien, die während der Adventszeit glücklich sind, kommt eine Zeit der Disharmonie im Laufe des restlichen Jahres. Disharmonie kann gar nicht anders als den harmonischen Verstand wie einen Blitz von oben zu treffen. Jederzeit, unberechenbar, kann es geschehen, entsprechend der Dualität des Verstandes.

 

An Heiligabend scheint der Verstand sozusagen auf der Lauer zu liegen, um jeden einzelnen Fehler, den der Andere macht, zu entdecken, und um jedes einzelne falsche Wort, das der Andere sagt oder gar nur zu denken scheint, zu benennen. Dies ist die Natur des Verstandes und nichts daran ist falsch. In Wirklichkeit ist nur der Verstand scheinbar in Harmonie oder Disharmonie, weil der Verstand dual ist und das ist seine ihm eigene Natur.

 

Das Leben hingegen ist die ganze Zeit harmonisch, weil das Leben keine Zeit beinhaltet, weil das Leben kein Individuum beherbergt, weil das Leben keinerlei Handlung enthält und das Leben daher frei ist von jeglicher Erwartung. Erwartungen sind nur im Verstand und sobald verstanden worden ist, dass der Verstand illusionär ist, offenbart sich die Harmonie, die das Leben ist, von selbst.

 

Die Zündschnur des Verstandes kann nicht entschärft werden, indem man den Verstand vermeiden will oder die Bombe durch Ablehnung daran hindern will, dass sie als Wut, Traurigkeit und Frust explodiert. Der Verstand kann nicht entschärft werden, er kann nur auf die richtige Weise verstanden werden, wenn es, als Teil der Höherentwicklung des Lebens, geschieht. Wenn spontan, unkontrollierbar und unvorhersagbar ein Verständnis geschieht, dann explodiert der Verstand nicht mehr und Wut, Traurigkeit und Frust transformieren sich auf magische Weise in Mitgefühl.

 

Der Verstand versteht nicht, was Mitgefühl in Wirklichkeit ist. Mitgefühl ist nicht das Mitleiden mit dem Anderen, der in seinem imaginären Verstand verloren ist. Mitgefühl ist das klare Verständnis, dass der Mensch nicht der Handelnde, Sprechende und Denkende ist und der Anderen dies noch nicht verstanden hat. Das ist Mitgefühl und wahre Liebe, weil es offenlegt, dass jede Erwartung, so ehrenwert sie auch erscheinen mag, illusionär und nicht real ist und daher niemals vom Leben erfüllt werden kann.

 

Wenn das Verständnis rein intellektuell ist, dann sei wachsam: Andere scheinen denjenigen immer noch zu stören, der nur glaubt, den Verstand verstanden zu haben, während er ihn nicht wirklich verstanden hat. Weil man Erwartungen für unspirituell hält, ist die neueste Erwartung des Egos, dass der Andere seine Erwartungen aufgeben solle. Dieses Verständnis ist allerdings noch immer oberflächlich und nicht vollkommen, denn im Leben gibt es nichts Unspirituelles. Alles hat seinen Platz, so illusionär es auch ist. Erwartungen sind überhaupt nicht unspirituell. Sie bieten die Gelegenheit, standhaft im Leben zu werden, anstatt im Verstand gläubig zu sein.

 

Wenn das Verständnis des Verstandes vollkommen ist, dann schließt es die Erwartungen aller Anderen mit ein und es kommt zu überhaupt keiner Störung. Dann versteht man, dass Erwartungen auch die Perfektion des Lebens sind, die sich selbst als Mensch und Verstand zum Ausdruck bringt. Verstehe, dass der Verstand Erwartungen hat, weil er sich wünscht, dass sich die Vergangenheit in der Zukunft auf noch perfektere Weise wiederholt. Das tut der Verstand nur aus Mangel an Vertrauen.

 

Vertraue dem Leben, damit sich Gott von selbst offenbaren kann. Das entschärft die Zeitbombe des Jahres: die Adventszeit. Das offenbart das Leben als das liebenswerte, selige und glückliche, einzelne Ereignis, das es ist. Das Leben ist ein spontanes, unkontrollierbares und nicht vorhersagbares Fließen, das den Verstand mit all seinen Erwartungen mit einschließt. Und doch erfüllt das Leben keine davon, so unlogisch dies dem Ego auch erscheinen mag.

 

Der Verstand, der davon abhängig ist, dass Erwartungen erfüllt werden, steckt dauerhaft in der Dualität von Glück und Unglücklichsein fest. Wer dies verstanden hat, braucht nicht auf Heiligabend zu warten: Das Leben ist das ganze Jahr über glücklich, zeitlos und gedankenfrei als der ewige Moment. Dies ist das ewige Weihnachtsgeschenk nicht nur für die Christenheit, sondern für die gesamte Menschheit.

 

Copyright, Marcus Stegmaier und Yvonne, 2011

 

 

 

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